Handelsplätze
Die verschiedenen Finanzprodukte können an der Börse nicht nur an einem bestimmten Ort gehandelt werden, sondern es gibt sehr viele unterschiedliche Handelsplätze. Grundsätzlich unterscheidet man hier zwischen dem so genannten Parketthandel und dem Computerhandel. Der Parketthandel (im Englischen Fachbegriff auch als "floor“ bezeichnet) findet wie in den Anfangszeiten der Börse noch an einem festgelegten Ort statt, der also physisch vorhanden ist. Ein solcher Ort ist zum Beispiel die Wertpapierbörse in Frankfurt am Main, die Wallstreet in New York oder die Tokyo Stock Exchange in Japan. In jedem Land gibt es in der Regel verschiedene Börsenplätze, wo noch ein Parketthandel stattfindet. In Deutschland sind die Handelsplätze neben der Hauptbörse in Frankfurt zudem auch an der Börse in Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Bremen, Stuttgart und München. Man bezeichnet diese „kleineren“ Börsen auch als Regionalbörsen. An diesen Börsen, die übrigens auch als Präsenzbörsen bezeichnet werden, findet der Handel zwar auch in erster Linie über die Computer statt, aber es sind auch noch Händler vor Ort, die durch Zeichen und Worte „körperlich“ handeln. Neben den nationalen Börsen als Handelsplätze gibt es natürlich weltweit noch viele weitere Börsen, an denen vor Ort gehandelt wird. Zu den bekanntesten Handelsplätzen zählen unter anderem die Wallstreet in New York (New York Stock Exchange), die London Stock Exchange, die Tokyo Stock Exchange, die Frankfurter Wertpapierbörse, die Hong Kong Stock Exchange, die Börse in Singapur, die SWX Swiss Echange, die Börse in Sydney und die Euronext (Börse in Amsterdam, Brüssel, Lissabon und Paris).
Neben dem „Vor-Ort“ Handelsplatz der diversen Präsenzbörsen gibt es noch den
Handelsplatz Computer, der auch als virtueller Handelsplatz bezeichnet wird.
Der Handel findet dort nicht an bestimmten Orten in physischer Form statt,
sondern ausschließlich über die Computersysteme. In Deutschland wird dieses
System auch als XETRA-Handel bezeichnet. Es handelt sich bei XETRA um ein
vollautomatisches Handelssystem, welches es ermöglicht, von jedem Standort
der Welt aus die Wertpapiere über die jeweiligen Computersysteme zu handeln.
Der Vorteil des XETRA-Handels besteht zum einen aus den schnelleren
Ausführungszeiten, den erweiterten Handelszeiten und zudem sind auch die
Kosten für die Marktteilnehmer geringer. Theoretisch können die Wertpapiere
über das 1997 eingeführte Handelssystem rund um die Uhr gehandelt werden.
Die meisten Experten gehen davon aus, dass der XETRA-Handel auf Dauer sogar
den Handel am Börsenparkett komplett ablösen wird.
Neben dem Handel am Parkett und dem Handel über das Computerhandelssystem
XETRA gibt es zudem noch den außerbörslichen Handel als „virtuellen“
Handelsplatz. Dieser Handel findet nicht über die Börse statt, sondern
direkt zwischen den verschiedenen Banken oder mitunter auch direkt zwischen
institutionellen Kunden. Die Kurse für die einzelnen Wertpapiere werden im
Rahmen des außerbörslichen Handels, den man übrigens auch als OTC-Handel
(Over the counter) bezeichnet, also nicht offiziell und für alle Teilnehmer
geltend wie an der Börse notiert, sondern die Preise bilden sich durch
individuelle Verhandlungen der Handelsteilnehmer, also der Käufer und
Verkäufer. Eine Ausweitung des außerbörslichen Handels auf den Bereich der
Privatkunden direkt ist das so genannte Livetrading. Der Kunde kann hier
über eine vom Online-Broker zur Verfügung gestellte Handelsplattform quasi
live handeln. Man bezeichnet diese Handelsart auch als Realtime. Dem Kunden
werden hier zum Beispiel über die Handelsplattform aktuelle Kurse eines
Wertpapiers angezeigt, und der Privatanleger hat die Möglichkeit, einen
Kauf- oder Verkaufsauftrag im System zu erfassen, der dann auch direkt
weitergeleitet wird. Muss man beim „herkömmlichen“ Handel immer der Bank
einen Auftrag erteilen, welche diesen dann an den Makler weiterleitet, so
fällt diese Zwischenstation Bank beim Livetrading praktisch weg und der
Anleger ist mehr oder weniger direkt mit dem jeweiligen Handelssystem
verbunden. Der große Vorteil des Livetrading ist die Zeitersparnis gegenüber
der sonstigen Auftragserteilung. Der Nachteil besteht natürlich durch diesen
Echtzeithandel darin, dass man „Fehler“ in Form fehlerhafter Limits etc.
kaum noch korrigieren kann, da der Auftrag nur wenige Sekunden nach der
Eingabe im System bereits ausgeführt sein könnte.