Gibt es Möglichkeiten, sich an der Börse vor Verlusten abzusichern?
Für viele Anleger sieht die optimale Form
der Geldanlage naturgemäß so aus, dass man
auf der einen Seite eine gute Rendite
erzielen kann, das investierte Kapital aber
auf der anderen Seite auch möglichst sicher
ist. Gerade an der Börse, wo fast
ausschließlich Finanzprodukte gehandelt
werden, deren Wert von Angebot und Nachfrage
bestimmt ist und wo die Entwicklung oft nur
schwer einzuschätzen ist, kann man
allerdings nur in wenigen Fällen von einer
möglichst großen Sicherheit sprechen. Wenige
Ausnahmen stellen hier zum Beispiel Anleihen
wie die Bundesanleihe dar, die man als sehr
sicher bezeichnen kann, zum einen im
Hinblick auf die Rückzahlung des Kapitals,
von der Rendite her ohnehin, und zum anderen
auch im Hinblick auf mögliche Kursverluste.
Diese sind sehr gering und ohnehin nur dann
vorhanden, wenn man die Anleihe nicht bis
zur Fälligkeit behält, sondern vorzeitig
verkauft. Aufgrund der genannten Tatsachen
fragen sich viele Anleger, die an der Börse
handeln, ob es dennoch Möglichkeiten gibt,
sich vor Verlusten abzusichern. Tatsächlich
gibt es in verschiedenen Bereichen auch an
der Börse die Möglichkeit, Verluste
zumindest in gewissem Umfang zu vermeiden
und sich gegen diese abzusichern. Dieses
kann in der Hauptsache durch zwei
unterschiedliche Varianten geschehen,
nämlich zum einen den Stop-Loss Orders und
zum anderen mittels der Kursabsicherung in
Form von Derivaten.
Die Absicherung von Verlusten in Form der
Stop-Loss Orders ist in den meisten Fällen
keine hundert prozentige Absicherung gegen
Verluste, sondern stellt zumeist "nur" eine
Begrenzung von Verlusten dar, es sei denn,
man hat zuvor bereist mit dem jeweiligen
Investment nicht realisierte Gewinne
erzielt, die man nun durch Stop-Loss Orders
absichern kann. Die Stop-Loss Order kann man
zum Beispiel bei Aktien oder auch bei dem
Handel mit ETFs, CFDs oder Devisen
einsetzen, zudem auch beim Handel mit
Optionen und Futures. Man gibt durch die
Stop-Loss Order den Auftrag, eine bestehende
Position automatisch zu verkaufen, wenn ein
bestimmter Kurs oder Preis erreicht ist. Hat
man beispielsweise Aktien zu einem Kurs von
75 Euro erworben und man möchte nun
vermeiden, dass man größere Verluste mit dem
Investment insgesamt verbuchen muss, kann
man beispielsweise eine Stop-Loss Oder mit
dem Limit 68 Euro stellen. Somit ist der
mögliche Verlust beim Investment in diese
Aktie auf jeden Fall auf 10 Prozent
begrenzt. Man spricht übrigens bei der
Kursabsicherung durch Stop-Loss Orders auch
von einer passiven Kurssicherung.
Die zweite Variante der Kursabsicherung ist
diejenige, die man durch den Kauf von
Derivaten und dem Aufbau einer Gegenpostion
durchführen kann. Diese aktive
Kursabsicherung ist etwas komplexer als das
Stellen einer Stop-Loss Order, aber auf der
anderen Seite ist es möglich, die möglichen
Verluste fast völlig zu vermeiden. Die
aktive Absicherung erfolgt durch den Erwerb
von Derivaten, also Optionen oder Futures,
die stets den Inhalt haben müssen, dass man
dann einen Gewinn erzielen würde, wenn sich
die Basiswerte, zum Beispiel Aktien, genau
anders herum verhalten, als man es
eigentlich vom Grundinvestment her wünschen
würde. Zur besseren Erläuterung hier ein
Beispiel. Angenommen, Sie haben Aktien der
Deutschen Telekom AG erworben und möchten
auf der einen Seite natürlich durch den
Anstieg des Aktienkurses der Telekom Aktien
möglichst hohe Gewinne erzielen, auf der
anderen Seite aber natürlich wenn möglich
keine Verluste hinnehmen müssen. Da der Kurs
der Telekom Aktien vom Grundsatz her aber
natürlich jederzeit fallen kann, kann man
durch den Kauf von Optionen oder Futures,
die von fallenden Kursen profitieren, einen
möglichen Verlust deutlich begrenzen oder
sogar ganz vermeiden. Man kauft im
Beispielfall also zum Beispiel einen Put-Optionsschein
mit Basis Deutsche Telekom. Steigt nun der
Kurs der Telekom Aktie, erzielt man mit dem
Grundinvestment in die Aktien einen Gewinn
und trägt nur die Kosten für die
Kursabsicherung, also den Kauf der Optionen.
Fällt der Kurs der Telekom Aktien jedoch,
erzielt man zwar zunächst durch das
Investment in die Aktien einen Verlust, auf
der anderen Seite aber durch den Bestand an
Put-Optionen gleichzeitig auch einen Gewinn.
Im Idealfall heben sich Verlust und Gewinn
auf, sodass man im Saldo keine Verlust
erzielt und die Kursabsicherung somit in
vollem Umfang funktioniert hat.