Reverse-Zertifikate
Die meisten Zertifikate sind so strukturiert, dass der Anleger dann Gewinne erzielt, wenn sich der Basiswert positiv entwickelt, wenn also ein Index steigt oder eine Aktie Kursgewinne verzeichnet. Lange Zeit konnte man mit dem Erwerb von Zertifikaten nur auf steigende Kurse setzen, bis zur Einführung der so genannten Reverse-Zertifikate. Was sich auf den ersten Blick etwas kompliziert anhört, ist im Grunde nichts anderes, als dass man mit diesen Zertifikaten auf fallende Kurse setzen und dadurch Gewinne erzielen kann. Mitunter werden die Reverse-Zertifikate auch als Short-Zertifikate bezeichnet, da man den Basiswert im Grunde indirekt leer verkauft. Den Leerverkauf führt man zwar nicht selber durch, sondern der Emittent des Reverse-Zertifikates, aber man nimmt als Inhaber des Zertifikats dann an den Gewinnen teil, die aufgrund von fallenden Kursen erzielt werden können. Von der Konstruktion her ist das Reverse-Zertifikat also mit einem Put-Optionsschein zu vergleichen, nur dass das Risiko geringer als bei einem Optionsschein ist, aber natürlich auch der mögliche Gewinn aufgrund des fehlenden Hebels etwas geringer als bei Optionsscheinen ausfällt. Auf der anderen Seite haben die auch als Bear-Zertifikate bezeichneten Reverse-Zertifikate den Vorteil gegenüber dem Put-Optionsschein, dass kein Zeitwertverlust entsteht, denn in der Regel handelt es sich bei den Reverse-Zertifikaten um Open-End Zertifikate.
Vom Grundsatz her sind also die Reverse-Zertifikate für diejenigen Anleger geeignet, die von fallenden Kursen am Aktienmarkt ausgehen, und somit am Kursverlust von Aktien oder eines Indizes profitieren möchten. Die Vor- und Nachteile im Vergleich zum Put-Optionsschein wurden bereits genannt, im Gegensatz zum direkten Leerverkauf hat das Reverse-Zertifikat natürlich zudem den Vorteil, dass man weniger Kapital "einsetzen" muss und man die "Short-Position" in dem Sinne beim Zertifikat auch nicht nach einer gewissen Zeit wieder glatt stellen muss, wie es beim direkten Leerverkauf der Fall ist. Zum besseren Verständnis der Funktionsweise der Reverse-Zertifikate im Folgenden noch ein Praxisfall.
Herr Mustermax ist aufgrund zahlreicher Nachrichten und eigener Analysen der Meinung, dass der DAX nach dem rasanten Kursanstieg im Jahre 2009 im Grunde ab 2010 fast nur noch fallen kann. Er möchte sich jedoch nicht auf eine einzelne Aktie in Form eines Leerverkaufs festlegen und sich auch zeitlich nicht einschränken, was bei einem Kauf eines Put-Optionsscheins der Fall wäre, Demnach entschließt sich Herr Mustermax für den Kauf von Reverse-Zertifikaten mit Basis DAX. Das im Zertifikat verbriefte Verhältnis liegt bei 1:100, der DAX notiert derzeit bei 5.700 Punkten. Herr Mustermax muss also für ein Zertifikat derzeit 57 Euro zahlen und kauft zehn Stück an der Zahl. Im Folgenden sinkt der DAX tatsächlich um 570 Punkte, was einem Rückgang von 10 Prozent bedeutet. Dementsprechend steigt aber der Wert der Reverse-Zertifikate von Herrn Mustermax, und zwar im selben Verhältnis von 10 Prozent, also auf einen Kurs von 62,70 Euro. Hätte der DAX hingegen an Punkten hinzu gewonnen, hätte das Reverse-Zertifikat demzufolge an Wert verloren.
Alle wichtigen Zertifikatearten im Überblick:
Garantiezertifikate Index-Zertifikate Discountzertifikate Bonuszertifikate Hebelzertifikate Sprintzertifikat