Turbo-Zertifikate
Während manche Zertifikate wie zum Beispiel die Garantiezertifikate in erster Linie für sehr sicherheitsbewusste Anleger geeignet sind, gibt es auch Formen von Zertifikaten, die vor allen Dingen für spekulativ eingestellte Anleger bzw. so genannte Zocker Vorteile bieten. Zu dieser Gruppe von Zertifikaten zählen unter anderem auch die Turbo-Zertifikate. Diese Turbo-Zertifikate können als Basiswert Rohstoffe, Aktien, Währungen oder Indizes haben. Durch die Tatsache, dass man für ein solches Zertifikat weniger zahlen muss als beim direkten Investment in Aktien oder die sonstigen Basiswert, wird man überproportional an Kursgewinnen des Basiswertes beteiligt. Ein Hauptmerkmal der Turbo-Zertifikate besteht jedoch auch darin, dass diese eine bestimmte Knock-Out Schwelle besitzen. Wird diese Schwelle unterschritten, dann hat der Anleger sein investiertes Kapital verloren. Dieses ist bereits dann der Fall, wenn die Schwelle während der Laufzeit des Zertifikates nur einmal unterschritten wurde. Turbo-Zertifikate besitzen demnach also stets eine begrenzte Laufzeit und fallen nicht in den Bereich der Open-End Zertifikate.
Wie genau funktioniert nun das Turbo-Zertifikat? Der Name Turbo rührt daher, dass der Anleger sehr schnell bzw. in höherem Maße an Kurssteigerungen profitieren kann, als es bei "gewöhnlichen" Zertifikaten der Fall ist. Dieses ist möglich, weil mit einem Hebel gearbeitet wird. Ähnlich wie beim Handel mit Devisen oder mit CFDs ist es auch bei den Turbo-Zertifikaten so, dass der Anleger nur einen Teil der Gesamteinsatzes selber tragen muss, der Rest wird vom Emittenten als eine Art Kredit gewährt. Diesen Kredit bekommt man allerdings nicht umsonst, sondern die Banken bzw. Emittenten verlangen dafür ein Aufgeld auf den Kaufpreis der Turbo-Zertifikate. Wie bereits kurz erwähnt sind Turbo-Zertifikate in erster Linie für solche Anleger ein geeignetes Investment im Bereich Zertifikate, die schnell hohe Gewinne mit kleinem Einsatz erzielen möchten. Der Vorteil der Turbo-Zertifikate liegt eindeutig in der Chance auf recht hohe Renditen in kurzer Zeit, zudem muss man nicht wie bei Optionsscheinen auf bestimmte Kennzahlen oder einen Zeitwert achten, das "Zahlenwirrwarr" ist also hier deutlich geringer. Der Nachteil ist mit der Knock-Out Schwelle das Risiko, dass der Anleger sein Kapital jederzeit verlieren kann, während bei Optionsscheine zum Beispiel immernoch ein Zeitwert vorhanden ist, auch wenn die Verluste zwischenzeitlich sehr groß sind. Wie nun das Turbo-Zertifikat genau in der Praxis funktioniert, lässt sich am besten anhand des folgenden Beispiels anschaulich erklären.
Angenommen, ein Anleger möchte anhand eines Turbo-Zertifikates in den DAX investieren, er kauft also ein Turbo-DAX Zertifikat. Steht der DAX aktuell zum Beispiel bei 5.300 Punkten, dann würde das Zertifikat bei einem Bezugsverhältnis von 1:100 einen Preis von 53 Euro haben, die der Anleger normalerweise hier zahlen müsste. Bei dem Turbo-Zertifikat ist dieses jedoch anders. In diesem konkreten Fall ist es zum Beispiel so, dass die Knock-Out Schwelle bei 43 Euro liegt, der Turbo liegt demnach bei der Differenz zwischen 53 und 43 Euro, also bei zehn. Auf diese zehn Euro wird dann noch das Aufgeld hinzu gerechnet, welches zum Beispiel bei drei Euro liegt. Der Anleger muss also in diesem Fall für das Turbo-Zertifikat nur 13 statt eigentlich 53 Euro zahlen, woraus sich ein Hebel von rund 4:1 ergibt. Angenommen, der DAX würde nun im 260 Punkte auf dann 5.560 Punkte ansteigen, was ein Anstieg von fünf Prozent bedeutet. Aufgrund des Bezugsverhältnisses von 1:100 würde der Preis des Turbo-Zertifikates auf 15,60 Euro steigen (13,00 Euro plus 2,60 Euro aufgrund der 260 Punkte Anstieg). Dieser Anstieg von 2,60 Euro würde jedoch eine prozentuale Steigerung von 20 Prozent bedeuten. Der Gewinn ist also deutlich höher, als die eigentliche Kurssteigerung beim DAX, was aufgrund des angesprochenen Hebels zum Tragen kommt. Würde der Kurs des DAX jedoch während der Laufzeit zum Beispiel auf 4.200 Punkte fallen, dann würde das Turbo-Zertifikat sofort wertlos werden.
Alle wichtigen Zertifikatearten im Überblick:
Garantiezertifikate Index-Zertifikate Discountzertifikate Bonuszertifikate Hebelzertifikate Sprintzertifikat